Regionale Wirtschaftszentren in Deutschland – die Hidden Champions der Städte

Hidden Champions, d.h. kleinere und mittlere Unternehmen mit Branchenführerstatus, die dennoch weitgehend unbekannt sind, sorgen für das Prosperieren ganzer Regionen. Investoren fokussieren meist die international bekannten Metropolen – doch durch seine polyzentrische Struktur bietet Deutschland weitere attraktive Investmentstandorte, sofern diese über eine starke regionale Wirtschaft verfügen.

Dabei kommt es vor allem auf die Kombination aus der Vielfalt der Regionen und einem breiten Mittelstand an, ohne die Bedeutung internationaler Konzerne zu vernachlässigen. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wird mehr als jeder zweite Euro von mittelständischen Unternehmen erwirtschaftet. Gleichzeitig zeigen sich durch den Wandel von einer Industrie- hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft regionale Unterschiede in der wirtschaftlichen Performance, was das Auseinanderdriften einzelner Regionen vorantreibt.

Aufstrebende Ballungszentren und die abgehängte Provinz – so einfach pauschalisieren lässt es sich jedoch nicht. In Deutschland zeigen sich ökonomisch sehr erfolgreiche, eher ländlich geprägte Kreise und kreisfreie Städte, deren lokale Arbeitsmärkte stark von so genannten Hidden Champions, also eher unbekannten Unternehmen mit branchenspezifischem Weltmarktführerstatus, geprägt sind. Laut «deutschland.de» zählen unter allen KMU (Klein- und Mittelständische Unternehmen) insgesamt über 1.000 zu Hidden Champions, die meisten davon in West- bzw. Süddeutschland.

Bayern und Baden-Württemberg gelten dabei als die wirtschaftsstärksten Bundesländer. Auch Neuansiedlungen und Ausgründungen von Behörden und Forschungseinrichtungen sollen laut Bund zukünftig bevorzugt abseits der überhitzten Ballungsräume angesiedelt werden. Die höchste Wirtschaftsleistung pro Kopf erzielen in Deutschland daher nicht (nur) die Top-7-Standorte, sondern vor allem kleinere Wirtschaftszentren. Wolfsburg hat beispielsweise eine Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung von 172.437 Euro, womit die VW-Stadt den höchsten Wert aller deutschen Städte aufweist (Stand 2017). Den zweiten Platz belegt Ingolstadt mit 127.869 Euro pro Einwohner – einem größeren Pro-Kopf-BIP als dem Landkreis München (109.407 Euro). Schweinfurt als industrielles Zentrum Unterfrankens konnte vor allem in den vergangenen Jahren durch Ansiedlungen von z.B. Fresenius Medical Care eine starke Entwicklung hinlegen (Pro-Kopf-BIP von 105.609 Euro pro Einwohner). Es folgen im Ranking Erlangen, Frankfurt am Main, Coburg und Regensburg. Das Entscheidende ist dabei oft die Branchenstruktur. In regionalen Wirtschaftszentren kommt Unternehmen in punkto Regionalentwicklung und -stabilisierung eine besondere Bedeutung zu.

Die regionalen Wirtschaftszentren bieten Immobilienanlegern außerhalb der Top 7 gute Investmentmöglichkeiten, sei es am Wohnungsmarkt aufgrund der Zuwanderung in diese Städte oder an den Büromärkten. Im Living + Working sind u. a. zwei starke regionale Wirtschaftszentren im Norden und Süden Deutschlands vertreten: Wolfsburg und Regensburg. Über Letzteres erfahren Sie im Städteportrait dieser Newsletter-Ausgabe weitere interessante Fakten.

 

Ein Gastbeitrag von Lena Jung aus dem Research-Team bei Swiss Life Asset Managers Deutschland.

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