Das «online» im Handel braucht Fläche

13.10.2021

Der wachsende Onlinehandel nagt immer stärker an den Umsätzen des stationären Handels, wodurch sich zugleich der Bedarf an Handelsfläche verringert, wie die Leerstände in zahlreichen Innenstädten verdeutlichen. Ganz einseitig verläuft die Entwicklung allerdings nicht zulasten des Handels, der neue hybride Formate zwischen online und offline findet, während neue Konzepte auf den Markt kommen und damit weiterhin physische Fläche benötigt wird.

Stationäre Handelsflächen unterliegen einem ständigen Wandel, der sich aktuell gut mit dem Trend vom «Point of Sale» zum «Point of View» beschreiben lässt. Geschäfte entwickeln sich zunehmend vom bekannten «Warenverteilzentrum“, in dem nahezu alle Produkte zur direkten Mitnahme zur Verfügung stehen, zu einem Ort, an dem die Kundschaft Waren(muster) betrachten, testen und zugleich Beratung einholen kann. Die Lieferung des präferierten, ggf. individualisierten Produkts erfolgt nachträglich direkt nach Hause, womit zugleich dem Wunsch nach mehr Bequemlichkeit entsprochen wird. Dies kann mit Blick auf den innerstädtischen Handel z. B. im Modebereich ein Produkt in ausgewählter Größe und Farbe sein, aber auch die Eröffnung von Showrooms durch Autohersteller wie Tesla oder Polestar, wobei gilt: Gekauft wird online.

Bei den großflächigen Formaten halten z. B. Baumärkte Produkte wie Badezimmerausstattung oder Fliesen nicht in allen Facetten vor, sondern bieten Themenwelten bzw. Muster, aus denen der Kunde auswählen und bestellen kann. Zugleich bieten die Märkte Möglichkeiten, technische Geräte (und sich selbst) zu testen – mit der Folge, dass Fläche alternativ genutzt wird, die zuvor zur Warenpräsentation und Lagerung genutzt wurde.

Flächen in Handelsobjekten können zudem der Zustellung bzw. Übergabe von online bestellter Ware dienen – ebenfalls verbunden mit größerem oder stabil gehaltenem Flächenbedarf. Für die Warenauslieferung im Zuge von Click & Collect benötigt der Handel entweder separate Ablageflächen für Waren, die aus externen Lagern angeliefert und nachfolgend abgeholt werden, oder die herkömmliche Handels-/Ausstellungsfläche dient gleichzeitig als «Lager», aus dem die bestellten Waren herausgepickt werden kann, z. B. in Supermärkten. Der Onlinehandel schafft – in überschaubarem Umfang – auch unmittelbar Flächennachfrage, wenn ehemalige Online-Pure-Player stationäre Ladengeschäfte einrichten, wofür als Beispiele Outlet-Center von Zalando, Geschäfte des Optikers Mister Spex oder Showrooms des Möbelversenders home24 stehen können.

Die Verzahnung von offline und online, sei es der Trend zu Showrooms oder logistischen Diensten, schafft Flächenbedarf im stationären Handel, dürfte jedoch dem allgemeinen Trend rückläufiger Handelsflächen nur in Teilen entgegenwirken. Ein großer Vorteil stationärer Handelsformate ist die Nähe zum Kunden, wodurch einerseits bequemes Einkaufen im Wohnumfeld, aber auch zügige Belieferung durch Online-Services bzw. die Abholung durch die Kunden ermöglicht wird. In der Gesamtschau auf den Handel dürften damit weiterhin Handelsformate für die Nahversorgung bzw. im Wohnumfeld Veränderungen am besten widerstehen, während die innerstädtischen Haupteinkaufslagen schrumpfen, im Kern jedoch nach einer Transformationsphase als Orte für Handel, Freizeit und Kommunikation weiterhin eine zentrale Rolle einnehmen sollten.

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