Lebensmittelmärkte – weiter ein sicheres Investment?

05.07.2023

Die hohe Inflation hat die Konsumlaune und -möglichkeiten vieler Verbraucher gedämpft, zugleich sank 2022 der Handelsumsatz mit Lebensmitteln. Lebensmittelketten kommen dennoch wohlbehalten durch die Zeit und erweisen sich als der von Immobilieninvestoren erhoffte Anker im Handelssektor.

Die Inflation knabbert weiterhin an der Kaufkraft der Verbraucher und setzt dem Einzelhandel in Deutschland zu. Auch wenn die Gesamtinflation im März 2023 weiter an Dynamik verlor (+7,4 % gegenüber Vorjahresmonat), so stiegen die Preise für Nahrungsmittel mit 22,3 % deutlich kräfti-ger an. Zugleich verzeichnete der Einzelhandel bei Lebensmitteln einen realen Umsatzrückgang von 1,1% gegenüber dem Vormonat und von 10,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bereits auf das Gesamtjahr 2022 bezogen, hatte der Umsatz Lebensmitteln gegenüber 2021 real um 4,6% nachgegeben, wozu zwei Gründe beigetragen haben: Einerseits änderte sich nach Wegfall der Corona-Beschränkungen das Verhalten der Verbraucher – zugunsten der Gastronomie, aber zulasten des Handels. Andererseits sorgten die hohen Preissteigerungen für eine Zurückhaltung der Verbraucher mit einer Konzentration auf die notwendigen Einkäufe, die Nutzung von Son-derangeboten, Verzicht auf „Extras“, aber auch die Hinwendung von Supermärkten in Richtung der preisgünstigeren Angebote im Discounter.

Die großen Handelsketten, seien es Supermärkte oder Discounter, zeigen im aktuellen Umfeld dennoch deutlich Widerstandskraft. Angesichts ihrer Preissetzungsmacht können sie höhere Preise leichter an die Kunden weitergeben als Händler in anderen Segmenten. Auf der einen Seite sorgen Edeka oder Rewe immer wieder für Schlagzeilen, weil Markenprodukte (zwischen-zeitlich) ausgelistet werden, sofern die Hersteller starke Preisaufschläge durchsetzen wollen. Andererseits erhöhen die Händler die Preise ihrer Eigenmarken tendenziell stärker als für Mar-kenartikel. Im Ergebnis können die großen Handelsketten die steigenden Kosten für Produktion und Einkauf durch die Preissteigerungen hinreichend auffangen. Zugleich entwickelt sich die Konkurrenz durch Online-Lebensmittelhändler derzeit wenig dynamisch. Nach deutlichen Wachstumsraten in Pandemie-Zeiten stagnierte der Umsatz mit Lebensmitteln im Online-Handel in Deutschland 2022 bei knapp 4 Mrd. Euro, womit ein Marktanteil von ca. 3% an den Umsätzen mit Lebensmitteln erreicht wurden.

Aus Investorensicht ist die Stärke der Lebensmittelkonzerne ein großer Vorteil – und zeigt sich in der weiterhin hohen Gunst, die dieses Handelssegment bei Anlegern genießt. 2022 erreich-ten Fach- und Supermärkte mit einem Transaktionsvolumen von 4,5 Mrd. Euro wie in den vor-hergehenden Jahren den Spitzenplatz unter den Handelssegmenten (Marktanteil 48%). Der Wettbewerb unter den Handelsketten und ihr Streben nach Optimierung der Filialnetze sowie Aufwertungen der einzelnen Objekte schafft darüber hinaus Potenzial für weiteres Marktmiet-wachstum. Im Bestand kann die Branche zudem auch in Zeiten hoher Inflation die in den Miet-verträgen vereinbarten Indexierungen stemmen.

Darüber hinaus kommt Investoren u. a. aus Risikoaspekten eine weitere Entwicklung zugute: der Trend zu gemischt genutzten Immobilien anstelle monofunktionaler „Handelsboxen“, wobei der Kombination von Handel und Wohnen die größte Bedeutung zukommt (dazu auch Newsletter Mai 2023). Angetrieben wird diese Entwicklung durch Vorgaben der öffentlichen Bauleitplanung zwecks Schonung von Flächenressourcen und Schaffen kurzer Weg in Quartieren, aber auch durch die Zunahme von Homeoffice und damit verbunden der Notwendigkeit, für den Einzel-handel noch mehr in der Fläche nah an die Kunden zu kommen. Beispiele zu diesem Trend bie-tet auch der Living + Working mit den gemischt genutzten Wohn-Nahversorgungs-Objekten in Biberach und Wentorf.

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