Im Gespräch mit Dr. Maximilian Riede, Head ESG bei Swiss Life Asset Managers „Bei ESG geht es nicht nur um ‚grün‘, sondern auch um Transparenz und Qualität.“

01.03.2023

Können Sie kurz erläutern, was alles zu Ihrem Aufgabenbereich zählt?
Zusammen mit meinem Team bin ich für das Thema ESG in der Assetklasse Immobilien für ganz Deutschland verantwortlich. Unsere Hauptaufgabe ist das Managen der zahlreichen Schnittstellen innerhalb des Konzerns. Für externe Schnittstellen schaffen wir Transparenz über das, was wir tun und vor allem wie wir es tun. Wenn wir im gesamten Konzern Fortschritte bei dem Thema ESG erzielen wollen, dann müssen alle wissen, wie die Strategie konkret umzusetzen ist. Dabei haben wir hier das gesamte Spektrum im Blick. Von der Dekarbonisierung über die soziale Einbindung bis zur Steuerung. Zum Thema Sozial haben wir für 2023 einen Aktionsplan im Fokus, mit dem wir definieren wollen, wie und vor allem was wir hier umsetzen wollen. Bei Governance, also der Steuerung, begleiten wir hauptsächlich Zertifizierungen aller unserer Fonds in Deutschland.

Warum ist ESG für die Immobilienbranche so ein zentrales Thema?
Da die Immobilienbranche für etwa 40 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich ist, liegt es auf der Hand, dass wir hier in der Verantwortung sind. Emissionen sind das eine Thema, ein anderes sind die Ressourcen. Es ist nicht neu, dass die Baubranche ressourcenintensiv und wenig zirkulär ist. Wir stehen in der Pflicht, den Menschen eine lebenswerte, gesunde und nachhaltige Umgebung zu bauen.

Welche zukünftigen Herausforderungen sehen Sie auf die Branche zukommen?
Für mich stehen hier drei Aspekte im Fokus. Das sind zum einen die Daten und deren Qualität. Einerseits müssen wir die Verbrauchsdaten der Gebäude erheben. Andererseits haben wir aber die DSGVO und teilweise Mieter, die nicht bereit sind, ihre Daten zu teilen. In diesem Spannungsfeld leidet die Qualität der Daten –  und ESG ist ein sehr datenintensives Thema. Der zweite Punkt ist die Vereinbarkeit von ESG mit den Renditezielen der Anleger. Wir haben klare ESG-Ambitionen, müssen diese aber mit den durchaus berechtigten Renditeerwartungen der Investoren in Einklang bringen. Der dritte Punkt sind die verschärften regulatorischen Anforderungen. Hatten wir es bisher hauptsächlich mit der EU-Taxonomie hinsichtlich ökologischer Ziele zu tun, so kommt in 2023 die soziale Taxonomie hinzu.

Was macht Swiss Life Asset Managers beim Thema anders als die Branche?
Wir haben hier ein klares Ziel: Wir wollen einer der führenden Asset Manager beim Thema ESG werden. Dafür haben wir einen aktiven Nachhaltigkeitsansatz und gehen schon jetzt vorausschauend freiwillige Verpflichtungen ein. Durch unseren großen Immobilienbestand haben wir viele Synergieeffekte und ganz andere Umsetzungsmöglichkeiten als kleinere Akteure. Mit der Swiss Life-Versicherung im Hintergrund haben wir zudem die Sicherheit, dass im gesamten Konzern langfristige Ziele dominieren.

Wie wirkt sich Ihre ESG-Strategie auf den Living + Working aus?
Der Living +Working ist ein Artikel 8+ – Fonds und erfüllt die Voraussetzungen für den Vertrieb an Kunden mit Nachhaltigkeitspräferenzen. Es geht nicht darum, der vermeintlich grünste Fonds zu sein, sondern um Transparenz, Differenzierung und Qualität. Zentral ist hier die Frage, inwieweit sich die Investitionsobjekte negativ auf die Umwelt, Sozial- und Arbeitnehmerbelange oder die Menschenrechte auswirken können. Dabei berücksichtigt die Strategie des Fonds den gesamten Immobilienzyklus. Das beginnt schon in der Ankaufsphase. Während der Bewirtschaftung wird kontinuierlich überprüft, ob die ESG-Performance stimmt. Am Ende legen wir darüber dann im Jahresbericht Rechenschaft ab.

Eine private Frage: Welches Thema beschäftigt Sie im Privatleben in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Ganz klar: Bauen und Wohnen. Ich bin kürzlich in einen Neubau eingezogen. Ja, ein Neubau ist hinsichtlich der Ressourcen nicht optimal, andererseits aber auch notwendig. Wir haben uns daher für ein Haus in Holzbauweise mit Photovoltaik und einer Wärmepumpe entschieden. Unsere Dämmung ist nachhaltig und wir haben auch innen vieles aus Holz.

Dr. Maximilian Riede, Head ESG Swiss Life

Dr. Maximilian Riede ist Head ESG bei Swiss Life Asset Managers Deutschland mit der zentralen Zuständigkeit für das Thema ESG in Deutschland. Bevor er zu Swiss Life Asset Managers kam, war er als Head of ESG beim internationalen Real Estate Beratungshaus Drees & Sommer tätig, wo er die ESG Sparte aufbaute und das zentrale Nachhaltigkeitsmanagement des Konzerns verantwortete. Darüber hinaus begleitete er zahlreiche Property Companies, Asset Manager und Corporates in ESG Fragen. Erste Führungsaufgaben übernahm er bereits vor über 10 Jahren bei der Nachhaltigsberatung alpS GmbH, deren CEO er bis 2020 war. Maximilian Riede ist promovierter Geograph mit einer langjährigen Berufserfahrung im ESG-Bereich.

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