Wer nutzt überhaupt (noch) Büro? Sehr viele!

09.09.2022

Die Frage „Wer nutzt (noch) Büro?“ hat uns seit Ausbruch der Pandemie die letzten 2,5 Jahren beschäftigt. Schließlich gab es Zeiten, in denen wir gefühlt 100 % im Homeoffice gearbeitet haben (statistisch waren es rund 25 % aller Erwerbstätigen). Und viele dachten sich laut oder auch leise: Wie viel Büropräsenz wird es letztlich geben? Jüngste Zahlen geben hierauf eine Antwort: Es wird wieder so viel angemietet wie vor Corona. Wobei ein kleines „Aber“ mitschwingt.

Mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 grassierte die Unsicherheit am deutschen Bürovermietungsmarkt – mit Mitarbeitern im (ungewiss lange andauernden) Homeoffice und unter trüben Konjunkturaussichten trauten sich nur wenige, umzuziehen und neue Flächen anzumieten. Dies führte dazu, dass es zu signifikanten Einbrüchen beim Flächenumsatz kam. 2020 lag der Flächenumsatz in den Top 7-Städten um 36 % hinter dem Vorjahresniveau, das entspricht umgerechnet rund 2,4 Millionen Quadratmetern. In der ersten Hälfte von 2021 stagnierte der Flächenumsatz auf diesem Niveau. Der Markt war weiterhin durch eine gewisse Unsicherheit geprägt und entschied sich, eher mit neuen Anmietungen abzuwarten. Wer in dieser Zeit als aktiver Mieter auftrat, war überwiegend die öffentliche Hand, die die Zurückhaltung der anderen Akteure nutzte, um ESG-konforme und moderne Flächen anzumieten, zumal der öffentliche Sektor sowieso eher eine physische Büropräferenz aufweist. Nach über 1,5 Jahren Pandemie und Homeoffice verabschiedeten sich dann in der zweiten Hälfte von 2021 vermehrt Unternehmen auch aus der Privatwirtschaft von ihrer abwartenden Haltung und machten Nägel mit Köpfen: Nachdem man sich auf neue Konzepte der Büronutzung festgelegt hatte, die zwar hybrides Arbeiten erlauben, aber dennoch Fläche für bspw. Interaktion benötigen, nahm der Vermietungsmarkt wieder langsam Fahrt auf. Folglich legte der Flächenumsatz 2021 zum Vorjahr um 27 % zu und erreichte ein Volumen von knapp 3 Millionen Quadratmetern, lag damit aber immer noch rund 19 % hinter dem Vor-Corona-Wert aus 2019 (3,6 Millionen Quadratmetern).

Quelle: Riwis

 

In 2022 passierte dann etwas, was vor den aktuellen wirtschaftlichen Hintergründen womöglich überraschte: Trotz der Umbrüche, die der Ukrainekrieg auslöste, gestiegener Inflation und Unsicherheit bzgl. der Energieversorgung wurde im zweiten Quartal so viel angemietet wie vor der Pandemie: Im zweiten Quartal 2022 lag der Flächenumsatz bei knapp über 1 Millionen Quadratmetern und damit 24 % über dem Fünfjahrschnitt (2015-2019) zweiter Quartale vor der Pandemie.

Annualisiert wurden mit einem Flächenumsatz von 3,5 Millionen Quadratmetern das Volumen von vor Corona erreicht. Branchenkenner machen Nachholeffekte der Coronazeit sowie die Umsetzung hybrider Arbeitsmodelle im Kampf um Talente für den aktuell starken Vermietungsmarkt verantwortlich. Ob dieser sich bei eintrübender Konjunktur auch künftig so robust zeigt, bleibt abzuwarten. Trotz der vermeintlichen Erholung muss zudem erwähnt werden, dass sich der Markt nach Lage und Objektqualität ausdifferenziert. Die Mieter zeigen eine klare Präferenz für zentrale Lagen und gute Flächenqualität, die ESG-konform ist. Der Wettbewerb um diese immer noch zu knappen Flächen lässt die Spitzenmieten weiter steigen: In den Top 7-Städten legten diese im zweiten Quartal 2022 um 2,4 % zu, bei nahezu gleichbleibenden bzw. in den einzelnen Städten sogar steigenden Leerständen. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet daher: Unternehmen mit hybriden Arbeitskonzepten, die moderne Büroflächen als Ort der Begegnung, der Kreativität und Zusammenarbeit sowie auch als physisches Identifikationsmerkmal sehen, nutzen Büros. Genauso stark wie vor der Pandemie, nur gezielter. So auch der Living + Working, der ebenfalls gezielt nach attraktiven Büroobjekten, die die genannten Anforderungen erfüllen, Ausschau hält.

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