@RenateBergmann im Interview: „Jammern hilft doch nicht!“

Renate Bergmann lebt mit 82 Jahren ein Leben, das nicht langweilig wird. Im exklusiven Interview mit Swiss Life spricht die Online-Omi über ihren Alltag, ihren Erfolg in den Social Media und ihren neuen Roman.

Liebe Frau Bergmann, heute schon getwittert?

Ich sage immer gleich „Guten Morgen“, wenn ich wach werde. Das gehört sich doch! Sonst sorgen sich die Leute oder schicken noch Schwester Sabine vorbei, dass sie guckt. Habe ich alles schon erlebt!

Sie sind als „Online-Omi“ bekannt, haben 38.000 Follower auf Twitter. Wie kriegt man denn eine so große Fangemeinde? Haben Sie Tipps für uns?

Das weiß ich auch nicht. Ich schreibe nur, was mir durch den Kopf geht und was in meinem Leben passiert. Dass das die Leute interessiert, wundert mich selbst. Aber es macht große Freude und es sind schon nette Freundschaften dadurch entstanden.

Vier Ehemänner haben Sie schon hinter sich. Sind Sie inzwischen wieder auf der Suche – und nutzen Sie dafür auch Social Media?

Ich bin doch nicht auf der Suche! Wie kommen Sie denn auf so einen Quatsch? Aus dem Alter bin ich raus, da habe ich gar keine Hormone mehr, die für sowas zuständig sind. Und für ein fünftes Grab hätte ich auch gar keine Kapazität.

Kürzlich waren Sie mit Ihrer Freundin Gertrud auf Kreuzfahrt und behaupten, das sei „besser als Bus fahren“. Inwiefern? Was haben Sie dabei erlebt?

Ach, es war herrlich! Erst hatte Gertrud ja so mit der Seekrankheit zu kämpfen, aber das haben wir mit Reisezäpfchen prima in den Griff gekriegt. Das Essen war einmalig, und die schöne Kombüse! Nein, Kajüte … ich glaube, es heißt Kajüte. Wir haben Landausflüge gemacht, waren auf dem Seemannsabend und ich habe sogar mit dem Herrn Kapitän getanzt, denken Sie sich das nur!

Eine Kreuzfahrt muss man sich leisten können. Wie finanzieren Sie sich Ihren Lebensstil?

Wenn man sparsam lebt und nicht für einen Becher Kaffee beim Bäcker 3 Euro zum Fenster rausschmeißt, dann geht das schon. Außerdem – wenn Sie das mal umrechnen: Ein Tag Kreuzfahrt kommt unter dem Strich billiger als ein Tag Altenheim.

Viele Menschen haben Angst vor dem Alter. Sie wirken ganz zufrieden. Wie schaffen Sie es, dass das Leben auch mit 82 Jahren nicht langweilig wird?

Man muss das Beste aus dem machen, was das Leben einem hinwirft. Jammern hilft doch nicht! Also nehme ich meine Zipperlein an und lache ihnen entgegen.

Was haben Sie noch vor? Eine Reise, ein Buch oder 100.000 Follower auf Twitter zum Beispiel?

Nun habe ich ja gerade erst „Besser als Bus fahren“ geschrieben. Ende des Jahres gibt es wieder neue Weihnachtsgeschichten und dann sehen wir weiter. In meinem Alter lebt man von Tag zu Tag und freut sich, wenn man gesund bleibt. Renate Bergmann, geb. Strelemann, wohnhaft in Berlin, ist Trümmerfrau, Reichsbahnerin, Haushaltsprofi und vierfach verwitwet. Seit Anfang 2013 erobert sie Twitter mit ihren absolut treffsicheren An- und Einsichten und mit ihren Büchern die ganze analoge Welt. Am 21. Juli erscheint ihr aktueller Roman „Besser als Bus fahren“. Hinter der Kunstfigur steht Schriftsteller Torsten Rohde, Jahrgang 1974, der in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet hat.

Quelle: Swiss Life Blog
Fotonachweis: Unsplash/ ©Rudi Hurzlmeier

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