Positives aus dem Einzelhandel – Lichtblick Fachmarktzentren

15.12.2021

Positives aus dem Einzelhandel? Was auf den ersten Blick als zumindest leicht verwegene These daherkommen mag, entpuppt sich auf den zweiten als Lichtblick: Auch der gebeutelte stationäre Einzelhandel kann Stabilität und überzeugende Konzepte bieten. Das Merkmal dieser Konzepte: Sie bedienen die veränderten Kundenpräferenzen und bringen das Produkt, als Fachmarktzentren, bequem an den Kunden. Wobei Dreh- und Angelpunkt das Stichwort bequem ist.

Fachmarktzentren sind, strenggenommen, eine Sonderform des Einkaufszentrums. Lösten Einkaufszentren einst die Einkaufsstraße in der Innenstadt als Kundenmagnet ab, sind es heutzutage die Fachmarktzentren, zu denen die Konsumenten strömen. Grund hierfür ist, dass sie, im Gegensatz zu den klassischen Einkaufszentren, ein Ort für die Ansammlung bedarfsorientierter Güter, wie Lebensmittel oder Drogerieprodukte, sind. Mit ihrer guten Erreichbarkeit erlauben sie eine schnelle und effiziente Besorgung und sind damit vor allem eins: praktisch für den Kunden. Typischerweise in Stadtrand- oder Stadtteillagen zu finden und mit Parkplätzen ausgestattet, finden Fachmarktzentren ihre Kernzielgruppe bei der Generation 45+ und bei jungen Familien, die für stetige Nachfrage sorgt.

Dass sich Fachmarktzentren – zumindest aktuell noch – gegen die wachsende Konkurrenz aus dem Onlinehandel behaupten können und Anleger in solche Anlageklassen ruhig schlafen lassen, liegt an dem Warenangebot. Güter wie Drogerieprodukte, Lebensmittel oder Discounterware werden aktuell noch bevorzugt vor Ort eingekauft. Und gerade während der Pandemie zeigten sich die Fachmarktzentren robust bzw. teilweise sogar als Krisengewinner: Durch die Systemrelevanz und den Versorgungscharakter der angebotenen Güter waren sie, im Gegensatz zum klassischen stationären Einzelhandel nicht oder nur teilweise von den Lockdowns betroffen.

Anleger schätzen die relativ stabilen Mieten, die zwar auch während der Pandemie leicht unter Druck gerieten, sich aber im Vergleich zu anderen Segmenten aus dem Einzelhandel recht robust zeigten und im Krisenjahr 2020 deutlich weniger nachgaben: Gemäß des Datenanbieters Property Market Analysis (PMA) -4 % zu -10 % bei Einkaufsstraßen im europäischen Durchschnitt, wobei die Mieten in Deutschland für Supermärkte und Discounter 2020 sogar stiegen – und sich zweitens zügig erholen. Unter den Sektoren des europäischen Einzelhandels wird erwartet, dass die Mieten von Fachmarktzentren am schnellsten wieder positives Wachstum aufweisen. Ein Treiber dürfte zumindest in Deutschland, wo die Mieten teils an die Verbraucherpreise gekoppelt sind, auch die Inflation sein. Folglich werden Fachmarktzentren als stabiles Produkt mit defensivem Charakter – quasi als Lichtblick – gesehen und von Investoren nachgefragt, sodass die Preise pro Quadratmeter steigen.

Quelle: RCA

Aufgrund des intakten Momentums ist es nicht abwegig, wenn sich dieser positive Trend zumindest kurzfristig weiter fortsetzen dürfte. Auch im Portfolio des Living + Working sind Fachmarktzentren vertreten, wie beispielsweise das «Waldstadt Center» in Potsdam oder auch das «Citycenter LIF.E» in Lichtenfels.

Mittelfristig sollte man jedoch nicht die Augen vor den Auswirkungen des Onlinehandels auch auf Fachmarktzentren verschließen. So steckt der Trend, auch Güter des täglichen Bedarfs online zu bestellen, noch in den Kinderschuhen, fängt aber dennoch an sich zu verfestigen. Folglich werden erfolgreiche Fachmarktzentren nicht darum herumkommen, sich der Digitalisierung anzupassen – sei es beispielsweise, indem sie click-and-collect-Services oder Multichannellösungen anbieten.

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