Einzelhandel – online geht offline

Der Onlinehandel gilt als die große Herausforderung für den traditionellen, stationären Einzelhandel. Es gibt allerdings auch einen gegenläufigen Trend: Online-Händler suchen den Kontakt zum Kunden in einem Ladenlokal.

In den Einkaufsstraßen meist großer Städte und in Shopping Centern finden sich vermehrt stationäre Läden, die von Online-Händlern betrieben werden. Nach einer Analyse des EHI Instituts aus dem Sommer 2018 haben 68 der Top 100 Online-Händler auch stationäre Geschäfte, wobei einzuschränken ist, dass davon 57 ihren Ursprung im Versandhandel oder stationären Handel haben.


Immerhin 11 dieser Unternehmen sind ehemalige Online-Pure-Player, die zunächst nur im digitalen Bereich aktiv waren. Ein prominentes Beispiel ist der Müsli-Anbieter „mymuesli.de“, der mittlerweile über 50 Läden im deutschsprachigen Raum betreibt. Mehr als 10 Läden unterhalten darüber hinaus der Optiker Misterspex.de, der Elektronikhändler Cyberport.de und der Spielzeuganbieter MyToys.de, der bereits 2006 die ersten Filialen eröffnet hat.

Warum geht online nun offline? Die Händler werden im hochfrequentierten öffentlichen Raum sichtbar und präsentieren sich (neuen) Kunden, die im Geschäft die Produkte anfassen oder probieren können. Damit steigen Kundenbindung und Vertrauen in die Marke. Aber auch Herausforderungen der Lieferkette lassen sich reduzieren, indem Kosten für den Versand, aber auch die aufwendigen Retouren vermieden werden können. Darüber hinaus können die Läden als Warenlager für die orts- und zeitnahe Belieferung von Online-Bestellungen dienen.

Auch Handelsriesen wie Amazon und Zalando sind punktuell stationär aktiv: So unterhält Zalando einige Outlets zum Verkauf von Restposten. Einen weiteren Weg zeigt Amazon auf, das in der Vorweihnachtszeit auf dem Kurfürstendamm einen Pop-Up-Store als stationären Anlaufpunkt geschaffen hat, wo der Kunde nur beraten wird, aber nichts einkaufen kann.

Die Läden der Onlinehändler sorgen für eine Belebung des stationären Handels, bilden jedoch nur einen kleinen Teil des Marktes, welcher dem Attraktivitätsverlust vieler Innenstädte nur bedingt entgegenwirken kann. Handelsexperten prognostizierten allerdings die weitere Verschmelzung von online und stationär, wodurch weiterer, moderater Flächenbedarf bei Online-Händlern in Innenstädten von Großstädten entstehen dürfte.

Fotonachweis: Unsplash

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