Was bedeutet Fondsmanagement?

Seit dem Ausbruch von COVID-19 in Europa ist einige Zeit vergangen. Auch wenn wir inzwischen einiges über das Virus gelernt haben, wird es uns noch eine Weile begleiten. Vom ersten Schock erholen wir uns aber ganz langsam und versuchen nun, die aktuellen Informationen zu analysieren. Vor allem wollen wir wieder verstärkt in die Zukunft schauen und fragen uns: Was nun?

Um eine Einschätzung zu den Immobilien vorzunehmen, braucht es zunächst eine Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung. Wir gehen nach wie vor von einer U-förmigen Erholung der Weltwirtschaft aus, das heißt nach einem extremen Schock erholt sich die Wirtschaft nur langsam. Dies scheint sich allmählich auch in Zahlen zu materialisieren, wie zum Beispiel in den Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Diese lagen im August wieder über 50 Punkten – ein Zeichen für Expansion. Nichts desto trotz sind wir nur vorsichtig optimistisch und beobachten die weiteren Entwicklungen in Europa genau.

In Theorie folgen die Immobilienmärkte dieser Entwicklung mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. In Praxis gehen wir aber davon aus, dass sich Investoren- und Mietermärkte unterschiedlich schnell entwickeln. Für die Investoren hat sich nämlich kaum etwas verändert: Die Zinsen sind weiterhin tief (der Horizont wurde gar einmal mehr verlängert) und die alternativen Investitionsmöglichkeiten weiterhin rar. Investoren werden also auch in diesem und den folgenden Jahren versuchen, ihre Investitionsziele zu erreichen und in gute Immobilien zu investieren. Das «gut» ist aber entscheidend: Trophy Assets in allerbesten Lagen und mit den allerbesten Mietern genießen besondere Aufmerksamkeit. Die Auswahl wird so nicht größer; der Fokus ist aber nötig. Denn der Mietermarkt wird sich voraussichtlich etwas langsamer erholen, da viel stärker abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung. Das heißt, wir schließen nicht aus, dass gewisse Mieter (sei es von Büro- oder Handelsflächen) noch finanzielle Schwierigkeiten bekommen könnten. Und ganz allgemein führt eine schwächere Wirtschaft tendenziell zu weniger Nachfrage nach Fläche.

Und dann ist da noch dieser viel besprochene strukturelle Wandel in den verschiedenen Sektoren. Die Pandemie hat diesen noch einmal mehr verstärkt: Onlineshopping ist nicht mehr wegzudenken, Homeoffice wird wohl zumindest in einigen Branchen endlich zum Standard und Wohnen und Logistik bleiben «everybody’s darling». All diese Sektoren sind aber wie gesagt abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung, weshalb wir von einem schwächeren Mietpreiswachstum ausgehen, zumindest in der kurzfristigen Perspektive.

Aus Sicht der Investoren ist die genaue Prüfung eines Objekts auch weiterhin unabdingbar. Denn auch wenn wir Schritt für Schritt zurück zu einer (neuen) Normalität finden und lernen, uns an neue Situationen anzupassen, ist die Prognose über die zukünftige Entwicklung trotz oder auch gerade wegen der aktuellen Marktdaten ungewiss. Selten zuvor war die Kristallkugel so vernebelt.

 

Ein Gastbeitrag von Francesca Boucard, Senior Economist Real Estate bei Swiss Life Asset Managers.

 

Fotonachweis: Pixabay

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