Investoren weiter in Kauflaune – Investmentmarkt Deutschland im ersten Halbjahr 2021

11.08.2021

Das Transaktionsvolumen, das im ersten Halbjahr 2021 am Gewerbe- und Wohninvestmentmarkt in Deutschland erzielt wurde, kann sich nicht mit den Vergleichswerten der Vorjahre messen lassen. Dahinter steckt jedoch weniger die mangelnde Nachfrage der Investoren als vielmehr das unzureichende Angebot entsprechender Produkte.

In den ersten sechs Monaten 2021 wurden nach Angaben des Analysehauses RCA in Deutschland rund 26,5 Mrd. Euro umgesetzt – ein Rückgang von rund 25% gegenüber dem Vorjahreszeitraum bzw. rund 15% gegenüber dem Schnitt der letzten fünf Jahre. Die Daten stehen jedoch nicht für ein rückläufiges Interesse der Anleger an Immobilien, sondern sind einerseits der unzureichenden Verfügbarkeit, andererseits einer, zumindest teilweisen, Verschiebung der Präferenzen geschuldet. Investoren suchen trotz sich abzeichnender wirtschaftlicher Erholung und Eindämmung der Pandemie weiterhin Sicherheit: Somit stehen Core-Produkte im Fokus, vor allem im Bürosektor sowie Immobiliensektoren, die von langfristigen fundamentalen Trends getragen werden. Deutlich wird dies mit Blick auf die Investmentvolumen nach Sektoren: Ein starkes erstes Halbjahr 2021 sahen die Bereiche Wohnen, Gesundheit und Logistik – jeweils nur eingebremst durch Mangel an Produkten.

Transaktionsvolumen nach Nutzungsarten im ersten Halbjahr, 2018-2021

Quelle: RCA (Stand: 1. Juli 2021)

Der Bürosektor schnitt dagegen schlechter ab als in den Vorjahren, begründet durch die Fokussierung auf Core-Produkte, denn dieser Teilbereich des Marktes reicht nicht für alle Wünsche der Investoren. Kommen jedoch Büroobjekte in sehr guten Lagen und bonitätsstarken Mietern auf den Markt, ist der Wettbewerb sehr ausgeprägt, wie z. B. anhand von großvolumigen Transaktionen in München im ersten Halbjahr deutlich wurde. Im Handelssektor stehen Supermärkte und Fachmarktzentren weiter auf der Wunschliste der Anleger, während innerstädtische Geschäftshäuser oder Shopping Center angesichts des Strukturbruchs durch wachsenden Onlinehandel, gepaart mit den Folgen der Pandemie, vom Großteil der Marktteilnehmer derzeit gemieden werden.

Die Konkurrenz um attraktive Anlagemöglichkeiten drückte sich in den ersten Monaten 2021, analog zur Entwicklung in den Vorjahren, in nachgebenden Ankaufsrenditen für die gesuchten Immobilienkategorien aus. Mit rund 2,25% werden derzeit die niedrigsten Netto-Spitzenrenditen im Wohnsektor erzielt, gefolgt von erstklassigen Büros mit rund 2,75%, während Fachmarktzentren und Pflegeimmobilien mit rund 4% noch spürbar höhere Renditen bieten.

Die Entwicklungen am Investmentmarkt hin zu Immobilienanlagen, die auf langfristigen, wenig konjunkturabhängigen Trends beruhen, unterstreichen die Anlagestrategie des Swiss Life Living + Working. Die Ankäufe der letzten Monate, z. B. im Wohn- oder Gesundheitsbereich, verdeutlichen zudem, wie das Fondsmanagement Opportunitäten im heutigen, nicht ganz einfachen Marktumfeld zu nutzen weiß.

Dr. Andri Eglitis leitet das Immobilienmarkt-Research Deutschland der Swiss Life Asset Managers. Neben der Analyse der Immobilienmärkte in Deutschland ist er mit seinem Team für die Märkte in Nord- und Osteuropa zuständig. Vor seiner Zeit im Swiss Life Konzern war der promovierte Diplom-Geograf im Research bei CBRE, RREEF (heute DWS), Corpus Sireo und IPD/MSCI tätig.

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