Im Gespräch mit Karsten Burbach, Leiter Asset-Management im Bereich Gewerbe & Handel

„Die Anleger profitieren vom boomenden Einzelhandel mit den Gütern des täglichen Bedarfs.” Die Relevanz von Nahversorgungs- und Fachmarktzentren für eine stabile Rendite.

Was genau ist ein Fachmarktzentrum und was ein Nahversorgungszentrum?

Ein Nahversorgungszentrum bietet Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs vor allem für das direkte Einzugsgebiet an, meist mit einer Fläche von 3.000 – 6.000 m² und im Durchschnitt 5 Mietern. Klassisch haben wir hier Lebensmittelhändler wie Supermärkte oder auch Discounter, bspw. einen Drogeriemarkt, eine Bäckerei, eine Apotheke oder auch eine Reinigung, eine Postfiliale oder eine Bankfiliale. Ein Fachmarktzentrum liegt vor allem verkehrsgünstig und bietet auf großen Flächen auch Artikel des mittleren und langfristigen Bedarfs wie beispielsweise Unterhaltungselektronik, Möbel und kann auch einen Baumarkt oder ein Gartencenter als Magnet haben. Dann ist ein Fachmarktzentrum leicht 15.000 m² bis vereinzelt 100.000 m² groß und hat auch ein viel größeres Einzugsgebiet.

Warum sind Fachmarkt- und Nahversorgungszentren als Assetklasse so interessant?

Das Einkaufsverhalten polarisiert sich zwischen Shoppen als Freizeitbeschäftigung und dem täglichen Besorgungskauf. Fachmarktzentren können beides abdecken und Nahversorgungszentren sind die Anlaufstation für die wichtigen Dinge des täglichen Bedarfs. Beiden Einzelhandelsformen sind vor allem als Anbieter von Artikeln und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs relativ unbeeindruckt vom Internethandel und haben sich auch in rezessiven Phasen als vergleichsweise stabil erwiesen. Dann gilt noch: Flächen an guten Standorten sind sehr knapp und die örtlichen Behörden genehmigen kaum neue Flächen, so dass der Wettbewerb berechenbar ist.

Welche Vorteile bzw. Rendite-Effekte haben Sie für das Portfolio des Living + Working?

Wir haben eine gute Ertragsstabilität durch die hohe Internetresistenz, die sehr professionellen und meist extrem bonitätsstarken Handelsfilialisten und einen gewissen Wettbewerbsschutz durch die restriktiven Baugenehmigungen – bundesweit werden pro Jahr kaum 10 Fachmarktzentren neu erstellt. Dennoch profitieren die Anleger vom boomenden Einzelhandel mit den Gütern des täglichen Bedarfs.

Der Einzelhandel hat seit einigen Jahren mit dem Onlinehandel eine starke Konkurrenz bekommen. Wie wirkt sich das Ihrer Meinung nach auf den Einzelhandel aus?

Hier gibt es recht genaue Zahlen und auch weiterführende Prognosen für die unterschiedlichen Branchen. So werden die Marktanteile des Onlinehandels bei Lebensmitteln weiter gering sein und bei Mode beispielsweise noch etwas steigen. Das heißt, dass man bei Mode sehr genau prüfen muss, ob die Mieter bzw. ein Mietkandidat der richtige ist. Andererseits wächst der so genannte Außer-Haus-Verzehr, konkret die Gastronomie sehr stark, wodurch es durchaus Sinn machen kann, einen Modeanbieter gegen ein oder zwei attraktive Gastronomiekonzepte auszutauschen.

Wie sind Sie Asset Manager geworden?

Nach meinem BWL-Studium mit dem Schwerpunkt Handel und Marketing waren meine ersten Stationen im Handel und in der Unternehmensberatung. Dort hat sich dann mit meinem Interesse für Standorte und Immobilien dieser Schwerpunkt entwickelt, wodurch der Wechsel in die Immobilienbranche vor rund 15 Jahren schon fast zwangsläufig war.

Was finden Sie besonders reizvoll am Asset Management in der Immobilienbranche?

Mit Sachverstand und den richtigen Entscheidungen kann man gerade in einem sehr dynamischen Markt langfristig erfolgreiche Immobilien gestalten. Und nicht zu vergessen, wir alle brauchen Immobilien in denen wir arbeiten, einkaufen und natürlich wohnen.

Wenn Sie privat einkaufen: Lieber Online oder im Geschäft?

Zunächst kann ich sagen, ich gehe eigentlich gerne shoppen. Einiges, was mir dann eher lästig ist oder was ich nicht vor Ort bekomme, bestelle ich online. Das sind dann bspw. auch mal ein paar Laufschuhe, bei denen ich genau weiß, welches Modell ich möchte und mein Händler diese nicht führt.

 

Karsten Burbach verantwortet mit einem Team von rund 40 Immobilienspezialisten das Asset Management für Gewerbeimmobilien bei CORPUS SIREO Real Estate. Corpus Sireo ist eine 100% Tochter der Swiss Life Asset Managers. Zuvor war der Diplom Kaufmann als Head of Retail bei CBRE sowie Leiter des Bereichs Consulting & Research bei der BBE-Unternehmensberatung.

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