Europaweit Nachholbedarf an Finanzbildung und Beratung bei Frauen

Hier schlummert großes Potential.

Es mangelt den Frauen in Europa an finanziellem Selbstbewusstsein, Anlagekenntnissen und Zeit in der Alltagshektik, um das immerhin angesparte Kapital an den Finanzmärkten anzulegen. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage von J.P. Morgan Asset Management im Herbst 2019. Demnach horten die zwischen 30- und 65jährigen Europäerinnen (einschließlich Großbritannien) rund 200 Milliarden Euro in ihren Sparstrümpfen, 45 Milliarden Euro davon könnten auf Deutschland und Österreich entfallen. Für die Umfrage wurden europaweit insgesamt rund 3.000 Frauen befragt.

Nur ein knappes Drittel der Befragten (34 Prozent) gab an, im Umgang mit Geld über ein hohes Maß an Selbstvertrauen zu verfügen. Beim Wissen um das Thema Finanzen besteht sogar noch deutlich mehr Nachholbedarf: Nur 21 Prozent der befragten Europäerinnen stimmten der Aussage zu, dass sie beim Thema Finanzen sachkundig seien.

Grundsätzlich lassen die Ergebnisse eine Einteilung in zwei Finanz-Gruppen zu: Einerseits all jene Frauen mit einer starken Affinität zum Investieren und andererseits all jene Frauen, die sich tendenziell wohler fühlen, wenn sie das Geld ganz klassisch sparen. In der ersten Gruppe bilden Frauen, die selbstsicher und kontrolliert als engagierte Anlegerinnen auftreten, die Mehrheit. Diese Frauen – mehr als die Hälfte dieser Gruppe war über 50 Jahre alt und kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand – möchten ihre Finanzen selbst gestalten und vermeiden üblicherweise übermäßige finanzielle Risiken. Diese Gruppe ist hinsichtlich Investments selbstbewusst und sachkundig. Gruppe zwei wird von den „Passiven Behüterinnen“ mit einem Sicherheitsbedürfnis dominiert. Sie fürchten sich allgemein vor Marktschwankungen und finanziellen Verlusten. Hier ist Sicherheit wichtiger als höhere Erträge.

Allerdings zeigen sich hier in den Ländern große Unterschiede. Während die „Passive Behüterin“ in Schweden fast 30 Prozent ausmacht, sind es in Deutschland und Österreich gerade einmal 15 Prozent. Diese Frauen wissen zwar um die Bedeutung finanzieller Unabhängigkeit. Sie fühlen sich jedoch durch unterschiedliche Faktoren, wie fehlendes Selbstvertrauen und begrenzte Anlagekenntnisse gehemmt, jenseits des klassischen Sparens aktiv zu werden. In Deutschland und Österreich ist vor allem der Typ „Selbstsicher und kontrolliert“ zu finden (fast 30 Prozent).

Da hiernach viele Frauen also über beachtenswerte finanzielle Grundlagen verfügen, schlummert ein enormes Potenzial in deren Motivation, langfristig mehr aus ihrem Geld zu machen. Das funktioniert am besten, wenn eben nicht nur fleißig Geld auf dem Sparbuch geparkt wird, denn dieses eignet sich in der aktuellen Situation nicht mehr für den Vermögensaufbau. Im Gegenteil liegen die hier erzielten Zinsen deutlich unter der Inflation. Zielgerichtete Beratung und entsprechend aufbereitete Informationen zu Finanzprodukten können hier Frauen bestärken, eigene und vor allen Dingen langfristig ertragreiche Entscheidungen über ihre Finanzen zu treffen, und eine eigene Vorsorge aufzubauen.
Denn: Wie ebenfalls eine Vielzahl anderer Studien belegt, sind Frauen dank weiblicher Intuition und Vorsicht durchaus recht erfolgreich in punkto Vermögensaufbau. Sie erwirtschaften im Vergleich zu Männern sogar oft höhere Renditen.

Fotonachweis: Pexels

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