Deutschlands Wohnungsmarkt auf solidem Fundament

Dr. Gudrun Rolle, aus dem Research-Team bei Swiss Life Asset Managers Deutschland, gibt aktuellen Daten und Fakten zur Entwicklung des deutschen Marktes für Wohnimmobilien in der Krisenzeit.

2019 war ein fulminantes Jahr für den deutschen Immobilienmarkt; auch 2020 startete vielversprechend. Dann kam Corona, der Lockdown und vieles ist seitdem erst einmal anders.

Investoren stellen sich grundsätzlich weiterhin die Frage, wo sie Kapital am besten platzieren. Aufgrund des bestehenden Umfelds – Niedrigzins und Mangel an alternativen Anlageprodukten – bleiben Immobilien zwar die präferierte Assetklasse, doch die neue Unsicherheit rüttelt an den Plätzen der einzelnen Nutzungsarten.

In der Krise erweist sich insbesondere Wohnen als resistent. Das verdeutlicht die Entwicklung des EPRA/NAREIT Residential Indexes, der europäische Wohnimmobilienaktien abbildet: Zwar verlor auch dieser Mitte März, als Europa im Zuge der Corona-Bekämpfung in den Lockdown wechselte, kurzfristig fast 30 % an Wert, erholte sich aber beinahe ebenso schnell. Schon im Mai wurden wieder Vor-Corona-Werte erreicht. Ende Mai lag der Index gegenüber dem 31.12.2019 mit 2 % leicht im Plus.

Dass der Markt gerade deutsche Wohnimmobilien in Krisenzeiten zu schätzen weiß, bestätigt eine Umfrage unter Top-Entscheidern aus der Immobilienwirtschaft: Von März auf April stieg die Präferenz der Investoren für den Sektor Wohnen um absolut 12 %. Keine andere Nutzungsart konnte in der Krise so deutlich zulegen.

Quelle: Colliers

Die aktuellen Investmentaktivitäten spiegeln das positive Sentiment wider: Zwar ging das Angebotsvolumen im März und April kurzfristig leicht zurück. Doch schon im Mai wurden wieder Vor-Krisen-Niveaus erreicht. Zudem zeigen aktuelle Daten, dass Investoren ihre Transaktionsaktivitäten trotz Corona fortgesetzt haben.

Auch der Vermietungsmarkt hält sich wacker: Freilich werden die wirtschaftlichen Spuren von Corona an nicht allen Mietern spurlos vorübergehen – die Situation am Arbeitsmarkt kann den finanziellen Spielraum reduzieren. Doch aufgrund der hohen Mietervielfalt im Segment Wohnen ist das Ausfallrisiko diversifiziert und gilt folglich als relativ gering. Zudem war zwischen Januar und April 2020 kein Rückgang der Mietpreise zu beobachten. Aus einer Analyse von Immowelt geht sogar hervor, dass die Mieten auch während der Corona-Krise leicht gestiegen sind. Denn der fundamentale Treiber, dass Nachfrage und Angebot von Mietwohnungen in den meisten Großstädten auseinanderklaffen, bleibt trotz Corona intakt.

Der positive Trend am deutschen Wohnungsmarkt dürfte sich hiernach weiter fortsetzen, wenn auch krisenbedingt leicht abgeschwächt. Folglich ist mit hohen Investitionsvolumina, einer Seitwärtsbewegung der Spitzenrenditen und einem auf mittlere Sicht moderaten Mietwachstum zu rechnen.

 

Ein Gastbeitrag von Dr. Gudrun Rolle, Research bei Swiss Life Asset Managers Deutschland.

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