Cradle to cradle (C2C) – Immobilien als Rohstofflager

Cradle to cradle (C2C) bedeutet «vom Ursprung zum Ursprung» und ist ein Prinzip der konsequenten Kreislaufwirtschaft. Es wurde in den 90er Jahren vom deutschen Chemiker Braungart und dem US-amerikanischen Architekten McDonough entworfen.

Sie hatten die Vision einer abfallfreien Wirtschaft, bei der soziale Gerechtigkeit bei der Rohstoffgewinnung, der Verzicht auf gesundheits- und umweltschädliche Materialien im Fokus steht. Die verwendeten Rohstoffe sollen nach der ersten Nutzung für natürliche oder geschlossene technische Kreisläufe erhalten bleiben.

Das C2C-Konzept ist nicht branchenspezifisch. Vielmehr umfasst es vielfältige Entwicklungen neuer Produkte und Verfahren, z.B. kompostierbare Textilien, Baumaterialien, Möbel, Elektronikgeräte usw. Im Unterschied zum Recycling sollen Materialien ohne Qualitätsverlust immer für dieselbe Ware wiederverwendet werden. Das Prinzip funktioniert auch bei Immobilien: Angefangen vom Entwurf über den Bau, die Nutzung bis hin zum Rückbau muss hiernach alles so gebaut, genutzt und zurückgenommen werden, dass erneuerbare Energien erneut in den Kreislauf und die Rohstoffe zum Einsatz kommen. Aus Fensterglas entsteht erneut Fensterglas (anstatt Behälterglas wie etwa beim Recyceln) und aus dem Holz eines Hauses ein neues Haus. Seit 2010 erfolgt eine Zertifizierung für C2C-Produkte und Innovationen nach Kriterien wie Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, dem Einsatz Erneuerbarer Energien oder Wasserverbrauch. Rund 11.000 Produkte und Materialien wurden bislang zertifiziert.

Angesichts stetig steigender Rohstoffpreise und Ressourcenverknappung und vor dem Hintergrund des zunehmenden Gesundheits- und Umweltbewusstseins ist das Konzept zukunftsweisend. Der Immobilien- und Bausektor verbraucht weltweit die meisten Ressourcen– weist aber zugleich viel längere Lebenszyklen auf als andere Industriegüter. Der Branche kommt demnach für diese Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle zu. Allein in Deutschland werden pro Jahr über 500 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe verbaut, circa 5,5 Millionen Tonnen Baustahl und knapp 27 Millionen Tonnen Zement. Mit zugleich über 200 Millionen Tonnen Bau- und Materialschutt pro Jahr steuert die Branche mehr als die Hälfte des deutschen Abfallaufkommens bei. Ähnlich sieht es beim Rohstoff Kupfer für Elektroleitungen aus: Die globale Kupferdichte in Großstädten ist bereits jetzt höher als in jeder Kupfermine. Die Kupfer-Vorräte reichen jedoch nur noch für circa 30 bis 40 Jahre.

Effizienter Energie- und Ressourceneinsatz, die Planung und Verwendung recycelbarer und schadstofffreier Baustoffe, Bauteile und gebäudetechnische Anlagen wirken kostensenkend. Nutzer profitieren zusätzlich von hochwertigen und gesundheitlich unbedenklichen Produkten zu konkurrenzfähigen Preisen. Für Bauherren, Investoren und Produkthersteller wirkt sich C2C positiv auf Bilanzen und Renditen aus, denn gut ein Fünftel der Bruttobaukosten entstehen durch Material. Wenn davon via C2C bspw. ein Zehntel zurückgewonnen werden kann, haben sich etwaige Mehrkosten für intensivere Planung oder qualitativ hochwertige Bauprodukte schnell amortisiert.

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